Es liegt gleich neben der Landeshauptstadt Stuttgart, aber es ist keine Vorstadt
der großen Schwester - bewahre. Die Esslinger blicken eher mit ein wenig Hochmut
auf die Stuttgarter herunter. Denn die alte Reichsstadt hatte schon im Jahr 800
das Marktrecht und war irgendwann im 13. Jahrhundert aus eigener Kraft eine freie
Stadt geworden.
Mit ihrer noch heute intakten sehr schönen Altstadt, mit Toren und Türmen aus
der Stauferzeit und Deutschlands ältester zusammenhängender Fachwerk-Häuserzeile
verkörperte sie bis 1802 die reichsstädtische geballte Macht schlechthin. Auch
der große Marktplatz verrät, dass man hier noch nie mit der Armut kokettierte.
Wenn man auf diesem Marktplatz steht, spürt man noch heute, dass die Esslinger
dem benachbarten Stuttgart nur mit Nachsicht begegnen. Vor allem wird deutlich:
Hier gab es zwar eine feste Burg (deren Reste liebevoll die städtischen Weinberge
schützen), aber kein herrschaftliches Schloss. Reichsstädte waren Bürgerstädte.
Das Alte Rathaus am Markt ist ein unbeschädigtes Symbol gutbügerlicher demokratischer
Stadtverwaltung.
Die Esslinger bringen es durchaus fertig, sich über sich selbst lustig zu machen.
Den Begriff "Esslinger Zwiebel", der einst schmähend den Esslinger Bürgern galt,
wurde ins Heitere gewandelt: Alljährlich feiert man nun im Sommer das Esslinger
Zwiebelfest - und von Jahr zu Jahr wird es größer.