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Reisen in Kuba·Reisegeschichte II

Süß-herbe Cohibas

von Annerose Lohberg-Goelz

Die Altstadt der elf-Millionen-Metropole Havanna ist erfüllt von buntem quirligem Leben. Vor der meist geschlossenen, Kathedrale mit ihrer reich verzierten kolonialen Fassade ist Flohmarkt mit Souvenirständen, an denen Klöppelarbeiten, bemalte Rumbakugeln aus der Guira-Frucht, Kitschpostkarten und Holzgeschnitztes feilgeboten werden.

Cohiba sigaro

Baldo SimoneCohiba sigaroCC BY-SA 4.0

Über dem ganzen Platz dröhnt ohrenbetäubend die Musik der Karibik und wischt die morbide Melancholie hinweg, die einen zuweilen befallen will. Wenn man sucht, findet man vielleicht in einem Winkel gutes Kunsthandwerk, das man mit nachhause nehmen kann. In der Gasse hinüber zur "Bodequita del Medio", der Bar, wo Ernest Hemingway tagtäglich gesessen haben soll und unzählige Mojitos trank, bevor er wieder weiterschreiben konnte, drängen sich Einheimische und Touristen gleichermaßen. Die meisten finden keinen Platz an der Theke und schon gar nicht im dahinterliegenden Edel-Restaurant. Aber sie können wenigstens einen Blick auf die hohen, eng bekritzelten Wände und die vielen Fotos der Großen und Berühmten der letzten fünfzig Jahre werfen, die hier verkehrten.

Wirklich große Kunst und vor allem eine umfangreiche Sammlung kubanischer Künstler der Neuzeit kann man im Museo Nacional de Bellas Artes sehen, beispielsweise Bilder von Wilfredo Lam oder die amüsanten Gemälde von Landaluze, auf denen er die Weißen als Sklaven malte und die Schwarzen als die Herrschenden.

Meterhohe Gischtwellen

Nachts ist Havanna freundlicher - die Atmosphäre ändert sich. Liebespaare schlendern auf der Malecón, der langen alten beleuchteten Seepromenade, über die während der Flut meterhohe Gischtwellen schwappen. Am Rande der sechsspurigen Straße drücken sich Schwarzhändler und Geldwechsler an die ausgebleichten Häuser, junge, braune und schwarze Mädchen bieten ihre Dienste an - sie haben nichts gelernt außer dem Liebeshandwerk und sind meist sehr hübsch. Davon profitieren neuerdings auch der Tourismus und die Staatskasse, die gerne die US-Dollars des "Feindes" einstreicht.

Tabak wird seit über 500 Jahren angebaut - Kubas Zigarren sind weltberühmt wegen ihrer hohen Qualität. Es gibt viele kleine Zigarrenfabriken - fünf große in Havanna kann man besuchen und sich im Laufe einer Führung die Herstellung der Zigarren erklären lassen. Zigarren, so hört man mit Erstaunen, sind für Kenner, die wissen, dass das braune Tabakblatt zugleich besänftigt und stimuliert und nicht, wie eine Zigarette, für "den hektischen Gebrauch" gedacht ist. Das Rollen einer einzigen Zigarre erfordert Ruhe, Fingergewandheit und viel Erfahrung. Welche Blätter für welche Sorte bestimmt sind, wie das Deckblatt beschaffen sein muss, wieviele Blätter welcher Farbe und Beschaffenheit wann gerollt werden müssen, welchen Feuchtigkeits-oder Trockenheitsgrad ein Blatt haben muss - das will lange gelernt und geübt werden. Die Frauen und Männer sitzen dichtgedrängt in den hohen Hallen - diejenigen, die ganz wertvolle Zigarren machen dürfen, oft hinter Holzgittern wie im Gefängnis. Es riecht eigentümlich feucht-modrig, aber es herrscht eine fröhliche Atmosphäre. Die Frauen singen; sie dürfen erst seit 1964 in den Fabriken arbeiten und verdienen noch weniger als die Männer, nämlich 200 Peso, das sind etwa 10 US-Dollar im Monat. Dazu darf jeder Arbeiter am Abend nach acht Stunden Arbeit zwei Zigarren mit nach Hause nehmen. Damit es ihnen nicht langweilig wird und sie nicht einschlafen, wird dreimal täglich anderthalb Stunden vorgelesen: Politisches von Fidel Castro oder aus der Geschichte, aber auch Krimis von Agatha Christie und zuweilen sogar leicht Schlüpfriges. Und sie dürfen während der Arbeit rauchen - Zigarren selbstredend. Alle sind stolz, hier arbeiten zu dürfen.

Bis eine Zigarre dann nach wochenlangem Werdegang in die Zedernholzkistchen verpackt werden kann, hat das Tabakblatt einen weiten Weg zurückgelegt, der denn auch seinen Preis hat. Die süß-herben Cohibas, die dicken Coronas und die Starken von Partagas oder Upmann kosten von 12 bis 30 US-Dollar pro Stück. Als Mitbringsel sind aber auch die schmalen, kurzen für drei Dollar geeignet.

Und dann endlich die Küste und das Meer - deswegen kommen ja die meisten hierher. Dies ist die ganz andere Seite Kubas: Karibik schlechthin - wie aus dem Bilderbuch. Da stimmt alles: sauberes kristallklares Wasser, weiße lange Strände, hübsche Boote zu mieten, Surfen, Tauchen, Schnorcheln, Angeln. Die Ferienanlage Cayo Coco im modernen spanisch-kubanischen Kolonialstil beispielsweise ist eine der vorbildlich geführten - mit geräumigen, sehr gut ausgestatteten, hübschen Zimmern. Sie liegt auf einer - nur über einen langen Damm zu erreichenden - Insel im Ozean, am zweitgrößten Korallenriff der Welt, und ist in zwei Stunden vom Flughafen Ciego de Avila (in der Mitte Kubas) zu erreichen. Dorthin fliegt neuerdings die LTU von Deutschland aus - als einzige Airline ohne Zwischenstop in 9,5 Stunden - und betreut ihre Gäste vor Ort. Ausflüge ins Landesinnere kann man im Hotel buchen. Und wenn man abends müde von den vielen Eindrücken wieder zurückkommt, kann man sicher sein, dass wenigstens hier die Dusche funktioniert, dass das Licht brennt, dass der Cuba Libre an der Bar perfekt gemixt ist und der Sonnenuntergang über dem Meer genau so romantisch ist, wie man ihn sich vorgestellt hat.

Will man aber die prächtigen Flamingos, die Nationalvögel Kubas, in ihrem rosafarbenen und dunkelblauen Federkleid in ihre Brut- und Nistplätze einschweben sehen, muss man früh aufstehen und ganz still und geduldig in einer Bucht auf sie warten.

>> Cristianos und Moros
>> Süß-herbe Cohibas

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