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Reisen in Sri Lanka·Die Reisegeschichte II

Der Mittelpunkt Sri Lankas

von Annerose Lohberg-Goelz

Heute fahren wir nach Kandy. Auf dem Weg dorthin, in Pinnawela bei Kegalle, liegt das einzige Elefanten-Waisenhaus der Welt. Etwa 40 Babies, aber auch schon etwas ältere Elefanten, werden hier aufgezogen. Die Wildhüter finden die Tiere irgendwo im Dschungel, wenn sie sich verletzt haben oder krank sind, oder wenn ihre Mütter in den Fallgruben der Wilderer verendeten.

Sri Lankan middle aged street merchant (waist up outdoor portrait). Sri Lanka

Mstyslav Chernov, Sri Lankan middle aged street merchant (waist up outdoor portrait). Sri LankaCC BY-SA 3.0

Gute 35 Liter Milch trinken die Kleinen pro Tag aus riesigen Flaschen und mit großem Appetit. Man kann dabei zusehen und sich ausdenken, wie hübsch es wäre, so ein stämmiges graues rundes Elefantenbaby mit nach Hause nehmen zu können. In den Dschungel können sie nicht zurück - sie werden an Zoos verkauft oder zu Arbeitselefanten ausgebildet.

Gegen Abend erreichen wir den "Mittelpunkt Sri Lankas" - Kandy, Endpunkt der Pilgerfahrt gläubiger Buddhisten, Ziel der Touristen aus aller Welt, eine Kleinstadt mit dem wertvollsten Heiligtum der asiatischen Welt: dem "Tempel des heiligen Zahns". Um halb acht Uhr abends rufen uns die Trommeln zum Heiligen Schrein. Hunderte von Gläubigen warten seit Stunden barfüssig vor dem goldbeschlagenen Tor zum Allerheiligsten, Lotusblüten in den Händen und betend.

Ich werde mitgeschoben "Sadhu, Sadhu!" rufen die Massen - heilig, heilig. Endlich bücken wir uns durch einen niederen Türrahmen. Priester in Gelb-Orange nehmen uns die Blütenblätter aus den Händen, die man als Opfergaben darbietet. Für Sekunden sehen wir hinter Glas herrlich vergoldete Figuren und einen meditierenden Buddha. Der Duft der Blüten und Räucherstäbchen ist betäubend. Grosse Kerzen flackern, im Menschenstrom werden wir wieder hinausgetrieben auf die Straße.

Kleine Jungen schütten mir Wasser über die Füsse, schauen mich an und fragen: "You have pen, madam?" Kugelschreiber sind das gültige Zahlungsmittel - selbst bei symbolischen Handlungen.

Aneinandergereihte Symbole werden auch durch die Tänzer von Kandy dargestellt. Jede Trommel hat einen klangvollen Namen, eine andere Bedeutung: Davuna, Bere, Tammattama heißen sie. Jede wird anders geschlagen, jede tönt anders. Nur diese Trommeln und eine kleine Klarinette begleiten die Bewegungen der schön gewachsenen jungen Mädchen und Männer. Fast werden sie von ihrem Schmuck erdrückt. Sie zeigen die Bewegungen der Kobra und des Elefanten, des Schmetterlings und der Lotusblüte auf dem Wasser. Sie tanzen nicht nur für die Pilger; sie tanzen für sich und ihre Götter.

Das größte Spektakel

An diesem Abend haben wir einen Vorgeschmack bekommen auf Sri Lankas größtes Fest, das nur einmal im Jahr unter ungeheurem Pomp stattfindet: die Perahera von Kandy. Dieses rituelle Fest ist das größte religiöse Spektakel in ganz Asien und für den Europäer weithin unverständlich in seiner tieferen Bedeutung.

Wer das Glück hat, ein Bett in der lange vorher ausgebuchten Hügelstadt gefunden zu haben und am Tage des großen Umzuges ein paar Quadratzentimeter Platz am Straßenrand, erlebt ein Schauspiel, das an Prächtigkeit nichts Vergleichgbares hat in der Welt. Über 200 reichgeschmückte und mit Silberumhängen versehene Elefanten, auf denen die Würdenträger sitzen, ziehen durch Kandy - begleitet von Mönchen, Peitschenknallern, Trommlern und Tänzern.

Der erste Elefant, der Heilige, trägt das Kleinod Sri Lankas: den linken oberen Eckzahn Buddhas in einem goldenen Schrein. Den ganzen langen Weg schreitet er auf weißem Tuch, damit sein Fuss niemals den unheiligen Schmutz der Straße berühre.

Wir haben ungeschmückten Elefanten bei ihrem täglichen Bade zugesehen. Der Mahout, meist ein kleiner Junge, dem das Riesentier aufs Wort folgt, treibt den Elefanten mit kräftigem Fersendruck hinter den Ohren, zwischen denen der kleine Mann sitzt, in den Fluss hinein. Auf sein Kommando legt sich der Koloss auf die Seite. Er geniesst das Bad. Der kleine Mahout klappt das große, gesprenkelte Ohr nach vorne und bearbeitet es kräftig mit der Wurzelbürste. Dann kreischt er einen neuen Befehl und das Tier legt sich gehorsam auf die andere Seite. Es will am ganzen Körper mit gleicher Gründlichkeit geschrubbt werden und beansprucht auch geraume Zeit dafür. Der Elefant ist das wichtigste Arbeitsgerät in Ceylon. Er fällt die Bäume und trägt die Stämme zum Fluss, er macht liegengebliebene Touristenautos wieder flott und ist eine der beliebtesten Fotografierobjekte.

Bunt wie alles in Sri Lanka, dem "strahlend schönen Land" (wie Sri Lanka wörtlich übersetzt heißt) ist auch der Markt von Kandy. Dicke glänzende Fische, betörend riechende Orchideen, allerhand Waren in Tüten aus den zusammengeklebten Seiten eines Schulheftes, heiteres Treiben und Feilschen im Duft der Gewürze...

Ganz anders zeigt sich die Landschaft am andern Tage, an dem wir uns früh aufmachen, um ins Teegebiet zu fahren. Jetzt ist alles grün. Die flimmernde Hitze bleibt zurück. In über 1600 Metern Höhe wird es ein wenig kühler; wir sind froh darüber. Stunde um Stunde durchfahren wir abenteuerliche Kurven, die Straße wird immer schmaler. Endlich sehen wir die ersten Tamilen-Frauen mit den Goldplättchen im Nasenloch.

Teeblätter werden fast ausschliesslich von Tamilen-Frauen gepflückt. Es ist ein besonderer Bevölkerungsstamm mit einer eigenen Sprache, der aus Südindien eingewandert ist. Die Frauen sind fleissige Arbeitskräfte; sie müssen 30 Pfund am Tage pflücken. Dafür bekommen sie sieben Rupien pro Tag - das ist etwa eine Mark -, freie Kost und Unterkunft sowie ärztliche Versorgung.

Die Teeplantagen - es sind über 900 - haben meist weit über tausend Pflückerinnen, die das ganze Jahr über ernten können. Gesammelt werden nur die besten Blätter des Teestrauches, der etwa 50 Zentimeter hoch ist. Die Frauen schieben einen Stock über den Strauch; alles, was übersteht, wird in den Korb auf ihrem Rücken geworfen. Die Hänge sehen aus, als wäre ein riesiger Rasenmäher einen halben Meter über dem Boden hinweggerollt. Alles wirkt sehr sauber und akurat; kein Hälmchen Unkraut ist zu sehen.

Mit spitzen Schreien werden die Frauen von ihrem Wächter zu schnellerer Arbeit angetrieben. Am Nachmittag klettern sie kichernd und schwatzend die Hänge herunter, bringen die vollen Körbe zum Haus des Verwalters. In langen Reihen kauern sie am Boden und warten, bis ihre Tagesernte gewogen ist.

>> Bodhi bedeutet "Erleuchtung"
>> Der Mittelpunkt Sri Lankas
>> Im Weihrauchduft der Räucherspirale

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